Mit dem Best of Breed Prinzip zu einem höheren Digitalisierungsgrad
Interview mit Michael Latz, Vorstandsmitglied United Web Solutions for Healthcare e.V.
Der Gedanke, sich die IT-Lösungen zu gönnen, mit der das Personal in Kliniken und MVZ gerne arbeitet, dabei klug zu investieren und am Ende die Sicherheit zu genießen, dass mit dem Wegfallen einer Bestandssoftware nicht gleich die gesamte IT-Installation hinfällig wird … Dieser Gedanke ist so logisch wie verlockend. In maximal unsicheren Zeiten, in denen die Geschwindigkeit von Technologie-Trends rasant zugenommen hat, sind webfähige IT-Lösungen nach dem Best of Breed Prinzip der Weg zu einem höheren Digitalisierungsgrad, sowie einer zeitgemäßen und beherrschbaren IT-Installation.
Expertenlösungen für die zentralen Prozesse der Gesundheitsversorgung individuell für die Kunden zu integrieren, das war vor zehn Jahren und ist auch heute Ziel der Mitglieder der United Web Solutions for Healthcare e.V. Warum die Motivation des Verbandes heute genauso aktuell ist, wie vor zehn Jahren, das erzählt uns Vorstandsmitglied Michael Latz. Als Vertreter des Gründungsmitgliedes medatixx engagiert sich der Interoperabilitätsfan für herstellerübergreifende Kommunikation, zwischenmenschlich und intersystemisch.
Warum wurde die United Web Solutions im Jahr 2014 gegründet?
Die United Web Solutions ist ein Zusammenschluss etablierter Softwareanbieter und wurde von Gründungsmitgliedern ins Leben gerufen, die als Spezialisten für ihre jeweiligen Anwendungsgebiete gelten. Diese Anwendungen sind darauf ausgelegt, dass sie als spezialisierte Digitalisierungslösung in den IT-Gesamtkontext von Gesundheitseinrichtungen integriert werden. Trotz des Potenzials ihrer Speziallösungen standen die Mitglieder von United Web Solutions vor erheblichen Herausforderungen im Wettbewerb mit großen KIS-Herstellern. Kunden, die an den Lösungen interessiert waren, wurden oft durch deren hohen Schnittstellenpreise abgeschreckt. Eine solche Integration ist aber entscheidend dafür, damit diese innovativen Digitalisierungslösungen ihren maximalen Nutzen für die Kunden erzielen können.
Die Gründung der United Web Solutions hat für uns einen Wendepunkt dargestellt. Wir haben eine Gemeinschaft aufgebaut, in der wir uns nicht nur als Partner, sondern auch als Kolleginnen und Kollegen sehen. Diese Zusammengehörigkeit spiegelt sich in unserer Arbeit wider, besonders wenn wir uns gemeinsam für Ausschreibungen und KHZG-Projekte einsetzen. Unsere abgestimmte Vorgehensweise erlaubt es uns beispielweise, die Einführung von Software mehreren Mitgliedsunternehmen, innerhalb von wenigen Monaten zu realisieren. Selbst die Installation von kompletten Krankenhausinformationssystemen (KIS), einschließlich Migration und Datenübernahme, setzen wir in nur sieben Monaten um.
Dabei war es von Anfang an unser Ziel, dass beim Einsatz unserer integrierten Lösungen für unsere Kunden keinerlei Lizenzkosten für Schnittstellen entstehen; dieses Prinzip verfolgen wir auch heute noch mit großer Überzeugung.
„Wir digitalisieren miteinander, nicht nebeneinander.“
Offenen Schnittstellen und Standardisierung ist die Haltung bei United Web Solutions. Was eint die Mitglieder noch?
Innerhalb unserer Gemeinschaft teilen wir eine grundlegende Überzeugung: Es besteht keine Notwendigkeit, das Rad neu zu erfinden, insbesondere wenn es andere bereits auf herausragende Weise getan haben. Ein prägnantes Beispiel hierfür ist die Firma epias, die u.a. von einem leitenden Arzt einer Krankenhaus-Notaufnahme ins Leben gerufen wurde, um eine spezialisierte Software zu entwickeln. Diese Software, maßgeschneidert für die Bedürfnisse der Notfallmedizin und integriert mit Rettungsdiensten und Notrufzentralen, übertrifft an Komplexität und Spezialisierung weit das, was Generalisten anbieten. Ähnlich verhält es sich mit anderen Mitgliedern wie z.B. apenio im Pflegebereich, ID in der Medikation, SIEDA für die Personalplanung und medatixx für klinikeigene MVZ.
Uns alle eint der Fokus auf die spezifischen Fachkompetenzen. Dies führt dazu, dass unsere Lösungen diejenigen, die im Gesundheitswesen tätig sind, optimal unterstützen. Die Anwender schätzen das, weil wir ihre Arbeit nicht nur erleichtern, sondern auch die Qualität der Patientenversorgung verbessern. Kurz: Uns einte der Anspruch nach höchstmöglichem Anwendungsnutzen und dem Einsatz moderner Web-Technologien.
Darüber hinaus verpflichten wir uns der fortwährenden technologischen Erneuerung im Gesundheitswesen. Ein Beispiel für unseren Innovationsgeist ist die Digitalisierung des ersten Krankenhauses, das sein komplettes Krankenhausinformationssystem und alle verbundenen Dienste in die Cloud verlagert hat. Unsere Mitglieder priorisieren die Entwicklung von Web-Applikationen, die nicht nur in ihrer Anwendung flexibel sind, sondern auch nahtlos neue Betriebsmodelle unterstützen, wie die Nutzung von Cloud-Diensten. Diese gemeinsamen Werte und Ziele fördern nicht nur unsere Zusammenarbeit, sondern treiben auch den Fortschritt im Gesundheitswesen voran.
Wie viele Mitglieder hatte der Verband und wie stark ist er gewachsen?
Schon vor Gründung der United Web Solutions, arbeiteten einige unserer Mitgliedsunternehmen vertrieblich zusammen. Anfangs zählten zehn Unternehmen zu den Gründungsmitgliedern des Verbands im Jahr 2014. Im Laufe der Zeit hat sich die Zusammensetzung unserer Gruppe geändert – einige Mitglieder haben uns verlassen, andere sind nach einer Pause zurückgekehrt und neue Unternehmen sind zu uns gestoßen. Heute besteht unsere Allianz aus 14 Unternehmen. Gemeinsam bieten wir ein breites Spektrum an Lösungen, das alle wesentlichen Prozesse der Patientenversorgung abdeckt und die Anforderungen der KHZG-Förderkriterien 1 bis 6 sowie 10 erfüllt.
Was hat sich in den 10 Jahren seit der Gründung am Markt verändert?
Im Vordergrund steht das gewachsene Bewusstsein für die zwingende Notwendigkeit der Digitalisierung. Die Frage ist nicht mehr, ob digitalisiert werden soll, sondern vielmehr, wann und wie es gemäß den gesetzlichen Vorgaben umzusetzen ist. Ein signifikanter Wandel betrifft hierbei unter anderem auch die Standardisierung von Schnittstellen, wie sie das Digital-Gesetz vorsieht.
Ein weiterer entscheidender Punkt, der sich verändert hat, ist der anhaltende Fachkräftemangel. Was vor zehn Jahren noch als demografischer Wandel diskutiert wurde, ist heute Realität und zwingt Krankenhäuser dazu, innovative Digitalisierungswege zu beschreiten. Dazu gehört unter anderem die Verlagerung von IT-Installationen in Rechenzentren und die Cloud, um die wachsende Komplexität der Systeme bewältigen zu können, die intern nicht mehr zu managen sind.
Bei United Web Solutions haben wir das Potenzial der Cloud bereits vor einem Jahrzehnt erkannt Inzwischen zeigen auch Hyperscaler Interesse an einer Mitgliedschaft bei uns. Wir haben uns entschieden, diese Angebote auszuschlagen, um unsere Neutralität beim Betrieb unserer Lösungen zu wahren. Die Entscheidung, mit welchen Cloud-Anbietern eine Zusammenarbeit erfolgt, liegt bei unseren Mitgliedern und Kunden selbst. Wir sind eine echte Alternative zu den großen Playern am Markt.
Welche Ziele hat die United Web Solutions bislang erreicht?
Durch die Gewinnung neuer Mitglieder bieten wir heute Lösungen, die nahezu das gesamte Spektrum der ambulanten und stationären Patientenversorgung abdecken. Unser Einsatz zeigt eindrucksvoll, dass fortschrittliche Digitalisierung und eine moderne Gesundheitsversorgung Hand in Hand gehen können. Wir entwickeln maßgeschneiderte IT-Lösungen basierend auf dem Best of Breed Prinzip, durch die wir alle wesentlichen Versorgungsprozesse digitalisieren – sowohl in der Cloud als auch On-Premises. Diese Ansätze ermöglichen ein verbessertes Nutzererlebnis für alle Beteiligten.
Das Anbieter der United Web Solutions zu den ersten gehören, die ein KIS mit integrierten Fachlösungen in der Cloud installiert haben, bestätigt unser Konzept und ist Beweis für die Qualität unserer Produkte und unserer Zusammenarbeit. Dies unterstreicht die hohe Qualität unserer Produkte und die Effektivität unserer Kooperation.
Was ist die Motivation heute?
Die aktuelle Gesetzgebung spielt uns in die Karten: Schnittstellen dürfen nicht mehr die Hürde sein.
Die Entwicklung des Marktes hat unsere ursprüngliche Gründungsidee bestärkt und unsere Motivation neu entfacht. Unser Hauptziel heute ist es, zu zeigen, dass die Digitalisierung in Krankenhäusern und medizinischen Versorgungszentren (MVZ) primär den Nutzern zugutekommen sollte. Wir sind überzeugt, dass dies der Schlüssel ist, um denjenigen, die im Notfall Leben retten und unsere Gesundheit bewahren, ihre Arbeit zu erleichtern.
Wo möchte die UWS hin?
Unser Ziel bei United Web Solutions ist es, als eine führende Alternative zu den etablierten Großanbietern mit ihren umfangreichen, monolithischen Systemen anerkannt zu werden. Auch wenn dies eine herausfordernde Aufgabe ist, gibt uns der positive Zuspruch, den wir kontinuierlich erhalten, die Bestätigung und Motivation, die wir benötigen, um unseren Weg fortzusetzen.